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Biohof Gorzelany - vielfältiger und weltoffener Familienbetrieb

Vielfältiger und weltoffener Familienbetrieb

Uschi, ihre Eltern Elisabeth und Erich Gorzelany sowie Praktikantin Judith (links) und Azubi Jakob (rechts) arbeiten gemeinsam auf dem Hof.

Fotograf: Timo Jaworr

«Ich habe gern junge Leute auf dem Hof. Sie bringen neue Ideen mit und man bleibt frisch im Kopf.»

Uschi Gorzelany

Der Biohof Gorzelany liegt in Baden-Württemberg, in der Nähe des Großen Lautertals auf der schwäbischen Alb. Uschi Gorzelany führt den Hof, den sie vor Kurzem von ihren Eltern Erich und Elisabeth übernommen hat. Die gesamte Familie packt mit an, auch die Geschwister helfen bei  Arbeitsspitzen gerne aus. Auf dem Hof halten die Gorzelanys 4.500  Legehennen, rund 50 Rinder und 80 Masthähnchen. Außerdem bewirtschaften sie 75 ha Acker- und Grünland.

Der Betrieb wurde 1963 aus dem Ort ausgesiedelt und ist seitdem in Familienhand. Früher hielt die Familie Gorzelany auch Schweine und Milchkühe, diese wurden aber 2002 und 2007 abgeschafft. Da die Familie schon immer extensiv wirtschaftete, war es für sie nur eine logische Konsequenz auf die ökologische Landwirtschaft umzustellen. Sie entschieden sich für den Anbauverband Naturland und sind seit 2007 ein Biobetrieb. Die Mutterkuhherde von Uschi Gorzelany besteht heute aus 25 Mutterkühen und deren Nachzucht. Im Winter ist die Herde in einem Stall mit Stroheinstreu untergebracht. Von Dezember bis Februar bringen die Kühe ihre Kälber im Stall zur Welt. Im Frühling treibt Uschi Gorzelany die Kühe mit ihren Kälbern auf die Sommerweiden. Der Betrieb ist ein  Angus-Herdbuch-Betrieb. Uschi Gorzelany hält aber auch eine bunte  Mischung an Rindern, unter ihnen sind diverse Rassen wie Limburger, Fleckvieh und Pinzgauer Rinder dabei. Die Kreuzungskälber vermarktet Uschi Gorzelany teilweise mit unter acht Monaten als Biokalbfleisch oder sie bleiben bis zu 10 Monaten bei den Müttern. Dann werden sie mit maximal 28 Monaten geschlachtet und als Biorindfleisch vermarktet. Der Weg zum Schlachthof ist mit 20 Kilometern Entfernung sehr kurz. Außerdem hält Uschi Gorzelany insgesamt 4.500 Legehennen, die in drei Gruppen zu je 1.500 Tieren aufgeteilt sind. Die Hennen gehören drei  verschiedenen Rassen an, sodass sie weiße, braune und cremefarbene Eier legen. In jeder Gruppe leben auch 20 Hähne, die für mehr Ruhe unter den Hennen sorgen. Uschi Gorzelany bietet den Hennen viel Beschäftigungsmaterial: Picksteine, Luzerneballen und Staubbäder sind im Stall verteilt und für alle Hennen zugänglich. Regelmäßig streuen sie und ihre Mitarbeiter*innen Körner in die Einstreu, damit die Hennen mit Picken beschäftigt sind. Wenn die Hennen älter sind, erhalten sie zusätzlich auch Muschelschale. Das darin enthaltene Calcium ist wichtig für die Stabilität der Eischale. Den Stall streut Uschi Gorzelany mit langem Dinkelstroh ein. Dieses staubt nicht so stark und die Hennen können darauf herumpicken. In den Ausläufen haben die Gorzelanys 2020/21 600 junge Pappeln gepflanzt. Diese bieten den Hennen Schutz vor Angreifern aus der Luft, spenden Schatten und nehmen die Nährstoffe aus dem Kot der Hennen auf. Wenn die Pappeln groß sind, werden sie geerntet und zu Hackschnitzeln verarbeitet.

Fakten zum Betrieb

72534 Hayingen-Kochstetten, Baden-Württemberg

  • 75 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • 300 qm Gemüseanbau
  • Internationale Praktikant*innen
  • Direktvermarktung
  • Anbauverband Naturland

www.biohof-gorzelany.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  

«I enjoy it a lot to be here. Germany is beautiful and very different from my own country. In Kenya we don‘t have many machines. We share one tractor within our community but still do a lot of the work by hand.»

Judith, Praktikantin aus Kenia

Die Eier werden per Förderband aus den Legenestern in einen Vorraum transportiert. Beschädigte oder verdreckte Eier sortieren die Mitarbeiter*innen raus, die anderen Eier werden mit dem Eierstempel versehen. Anschließend werden sie auf Paletten verladen und dann in einer Packstelle verbrauchergerecht verpackt. 80 % der Eier vermarkten die Gorzelanys über die Natürlich Bio Ei GmbH. 20 % vermarkten sie ab Hof direkt oder auf dem Wochenmarkt Münsingen. Am Ende der Legeperiode werden die Hennen mit circa 15 Monaten geschlachtet. Einige Hennen schlachten die Gorzelanys selbst, wie auch die rund 80 Masthähnchen. Das Fleisch dieser Tiere wird über den Hofladen oder auf dem Wochenmarkt als Suppenhühner und Hähnchenfleisch verkauft. Seit 32 Jahren bieten die Gorzelanys ihre Produkte auf dem Wochenmarkt an. Uschis Mutter Elisabeth fährt jeden Samstag auf den Markt und verkauft dort Eier, Fleischprodukte und Gemüse aus den eigenen Gewächshäusern. Sie betreibt einen 300 Quadratmeter großen Folientunnel, in dem sie verschiedenste Sorten Tomaten sowie Gurken, Zucchini, Aubergine, diverse Salate, Brokkoli und Fenchel anbaut. Die Pflanzen werden per Tröpfchenbewässerung mit Wasser versorgt, da diese Bewässerungsmethode sehr effektiv und somit wassersparend ist.

Die Gorzelanys bewirtschaften 75 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. 17 ha davon sind Grünland, auf 25 ha erzeugen sie Kleegras für das Winterfutter der Rinder. Auf 1,5 ha baut Uschi Kartoffeln an, die sie direkt über den Hofladen vermarktet. Außerdem bauen die Gorzelanys auf 4 ha Linsen mit der Stützfrucht Leindotter sowie auf rund 32 ha mehrere Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Triticale-Erbsen-Gemenge, Sommergerste und Wintergerste an.

Die Gorzelanys sind sehr offen und schätzen den Austausch. Regelmäßig haben sie Besuchergruppen wie die Landfrauen oder Kindergruppen auf dem Hof. Eine Kooperation mit der ortsansässigen Grundschule ermöglicht es, dass einmal jährlich mehrere Klassen auf den Hof kommen und sich die Tierhaltung der Gorzelanys angucken dürfen. Ein Besucherraum im Legehennenstall sowie die darin installierte Küche ermöglicht es Uschi, mit den Kindern zu kochen. So kann sie den Bezug zwischen Tier, Produkt und Lebensmittel gut darstellen. Außerdem können Gäste über das Portal Landvergnügen im Camper auf dem Hof übernachten oder Freiwillige über wwoofing mitpacken. Die Gorzelanys sind ein anerkannter Ausbildungsbetrieb und haben oft auch Praktikant*innen auf dem Hof. Zurzeit ist Judith aus Kenia zu Besuch. Der Kontakt wurde über den Verein AgrarKontakte International e. V. hergestellt. In Kenia studiert Judith animal production and health management  (Tierproduktion und Gesundheitsmanagement) am Bukura Agricultural College. Bei den Gorzelanys bleibt sie für ein halbes Jahr und ist  hauptsächlich für die Legehennen zuständig, da ihre Familie auch Legehennen in Kenia hält. Für Uschi ist dieser Austausch sehr wichtig, weil so junge Leute mit neuen Ideen auf den Hof kommen. Sie selbst war in Schweden und den USA für Praktika unterwegs. Nun möchte sie das zurückgeben und anderen jungen Menschen ähnliche Erfahrungen ermöglichen.


«Im Rinderstall haben wir Kameras installiert, sodass wir die Tiere jederzeit überwachen können.»

Uschi Gorzelany


Fotos © Timo Jaworr/ i.m.a e.V.