Skip to main content
information.medien.agrar e.V.

Hof Teepker - Groß, transparent und innovativ

Groß, transparent und innovativ

Familie Föcke: Benno, Thorsten und Mechthild (v. l. n. r.), halten zusammen und haben festgelegte Aufgabenbereiche.

Fotograf: Timo Jaworr

«Meistens komme ich in den Stall und habe ein Gefühl dafür, ob hier alles stimmt. Das nehme ich aufgrund der Luftfeuchtigkeit, der Geräusche und der Gerüche war, aber das kommt mit der jahrelangen Erfahrung..»

Stefan Teepker

Stefan Teepker führt den Betrieb seit dem Jahr 2000 zusammen mit seinem Bruder. Der Hof im niedersächsischen Handrup im Emsland hat vier große Standbeine: die Hähnchenmast, die Schweinehaltung, den Ackerbau und die erneuerbaren Energien. Insgesamt beschäftigt die Teepker GbR 35  Mitarbeiter*innen sowie vier Auszubildende.

In den elterlichen Betrieb stieg Stefan Teepker bereits mit 14 Jahren ein und bewirtschaftete ihn anfangs zusammen mit seiner Mutter und seiner Oma. Als er die Ausbildung zum Landwirt abschloss, übernahm er den Betrieb ganz, zusammen mit seinem Bruder. Damals hielten die Teepkers nur Schweine, seit 2009 ist auch die Hähnchenmast ein weiteres großes Standbein neben dem Ackerbau.

Die Schweinehaltung ist bei den Teepkers auf neun Standorte verteilt. Sie versuchen einen möglichst ganzheitlichen Ansatz zu fahren. Das  bedeutet, sie ziehen eigene Jungsauen auf und haben zu den Tieren auch immer die entsprechende Fläche, um das Futter zu erzeugen, obwohl sie fertiges Schweinefutter zukaufen. Auch die Gülle wird verwertet als Dünger für die Flächen und in der Biogasanlage. Der Großteil der Schweinehaltung ist zertifiziert über die Initiative Tierwohl. Die Teepkers halten rund 1.000 Sauen mit Ferkelaufzucht und mästen alle Ferkel im geschlossenen System selbst.

Seit einem Jahr bieten die Teepkers auch Fleischboxen an. Dann schlachten sie vier bis acht Schweine im Monat und verwerten das Tier komplett. In den 8-Kilo-Fleischboxen sind diverse Fleischprodukte enthalten. Auch die Schwarte und die Ohren trocknen die Teepkers und verkaufen diese als Hundefutter. Die Tiere werden vor Ort aufgezogen, 2,5 km entfernt geschlachtet und dann vor Ort verkauft. Der Anteil der Schweine, die so vermarktet werden, ist natürlich gering, soll aber in Zukunft weiter ausgebaut werden.
Stefan Teepker ist für den Betriebszweig der Hähnchenmast zuständig. In 13 Ställen à 25.000 bis 37.000 Hähnchen übernimmt er die Leitung. Alle Ställe an einem Standort werden gleichzeitig mit Eintagsküken  eingestallt. Die Temperatur im Stall stellen Stefan und seine  Mitarbeiter*innen auf 35 °C ein. Die Küken müssen sich im neuen Stall orientieren und innerhalb der ersten 24 Stunden den Weg zum Wasser und zum Futter finden. Deswegen verteilen die Mitarbeiter*innen die Pellets auf Papierbahhnen um die Tröge. Wenn die Küken auf dem Papier laufen, raschelt es und andere Küken werden angelockt. So finden sie die Tröge leichter. Innerhalb der ersten 24 Stunden sollten 95 % der Küken etwas gefressen haben. Die Futtertröge und die Tränken sind  höhenverstellbar und wachsen sozusagen mit den Tieren mit. Bei den Küken stehen die Tröge auf dem Boden und werden mit zunehmendem Wachstum angehoben. Je größer die Hähnchen werden, desto geringer kann die Temperatur im Stall sein. Am Ende der Mastzeit beträgt die Temperatur nur noch 22–24 °C im Stall. Am 32./33. Lebenstag haben die Hähnchen bereits ein Gewicht von 1.800 – 1.900 Gramm erreicht. Jetzt werden 28–35 % der Hähnchen ausgestallt und geschlachtet. Die anderen Hähnchen verbleiben im Stall und werden etwas länger  gemästet. So haben sie mehr Platz. Am 42. Masttag werden die Hähnchen dann mit 2.800 – 2.900 Gramm ausgestallt. Dieses Mastverfahren hat einen 7-Wochen-Rhythmus. Hierbei werden die Hähnchen sechs Wochen lang gemästet. In der siebten Woche reinigen die Mitarbeiter*innen den Stall, dieser muss dann abtrocknen und wird anschließend desinfiziert. Dann wird die Temperatur wieder auf 35 °C eingestellt, damit die neuen Küken wieder eingestallt werden können.

Fakten zum Betrieb

49838 Handrup, Niedersachsen

  • 440.000 Hähnchen auf 3 Standorten
  • 1.000 Sauen
  • anschließende Schweinemast
  • enge Zusammenarbeit mit der Forschung
  • erneuerbare Energien

Facebook Landwirtschaft Teepker

«Die Zugabe von Vitamin C und ätherischen Ölen kostet uns Geld, aber wir nehmen den Tieren den Stress und beugen mit einfachen Mitteln Krankheiten vor. Das zahlt sich aus, für die Tiergesundheit, das Tierwohl und für uns..»

Stefan Teepker

Die Hähnchenmast auf dem Hof Teepker ist durch die Initiative Tierwohl zertifiziert und die Hähnchen werden entsprechend der Haltungsstufe 2 gehalten. Eine Besonderheit der Hähnchenhaltung ist bei Stefan die Fütterung. Er füttert bis zu 38 % ganzen Weizen aus eigener Produktion. Dieser wird mit einem Futterergänzer aus Mais, anderen Getreidearten, Soja und Ölen gemischt, damit die Hähnchen optimal versorgt sind.  Betreut werden die Hähnchen auch von einem Hoftierarzt. Dieser kommt zur Einstallung der Hähnchen und dreimal während der Mastphase. Der Hoftierarzt ist auch Berater und hilft, wenn es Probleme geben sollte. Zur Ausstallung der Hähnchen muss der*die Amtstierärzt*in kommen, um die Hähnchen zur Schlachtung freizugeben. Die Hähnchen werden in einem Schlachthof im Emsland geschlachtet und dann vermarktet.

Im Sommer und im Winter gibt Stefan Teepker außerdem ätherische Öle in das Wasser zur Kühlung. Die trockene Luft reizt den Hals der Hähnchen. Er nennt es den „Hustenbonbon-Effekt“: Durch die Zugabe der ätherischen Öle werden die Atemwege der Hähnchen beruhigt. Das vermindert Stress. Außerdem wird dem Trinkwasser im Sommer Vitamin C zugegeben. Das stärkt den Stoffwechsel, die Hähnchen trinken mehr und können den Hitzestress besser verkraften. Auch notwendige Mineralstoffe und Impfungen werden über die Tränke verabreicht. Im Laufe ihres Lebens erhalten die Hähnchen vier Impfungen, obwohl nur eine Impfung gesetzlich verpflichtend wäre. Die erste Impfung erfolgt direkt in der Brüterei nach ihrem Schlupf, die anderen drei Impfungen werden auf dem Hof Teepker über das Trinkwasser verabreicht. Die Impfungen schützen die Tiere vor verschiedenen Virusinfektionen.

Die Hähnchen werden mit 1,3–1,4 t Torf als Einstreu eingestallt. Beim Ausstallen ist die Menge an Mist auf 55 t angewachsen. Der Kot der Hähnchen ist trocken und sehr nährstoffreich und kann deswegen gut abtransportiert werden. Das Ausstallen am großen Standort mit acht Ställen dauert bei der Menge an Hähnchen zwei Tage. Es werden 40 Lkw-Ladungen Hähnchen und 18 Lkw-Ladungen Hähnchenmist  abgefahren. Die Teepkers liefern den Mist an einen dritten Standort in Strausberg in Brandenburg. Hier wird der Hähnchenmist in einer Biogasanlage mit 500 kW verstromt. Mit der Abwärme der Biogasanlage
werden Werkstätten beheizt und ein Versuch zur Haltung von  Mehlwürmern durchgeführt. Die Teepkers betreiben in Kooperation zwei weitere 500 kW Biogasanlagen im Emsland, die mit nachwachsenden Rohstoffen und Schweinegülle beschickt werden.

Weitere Besonderheiten sind die zwei Kiek in Boxen. Hier können Besucher*innen jederzeit, auch nachts, durch die Fenster in die Ställe gucken. Die erste Kiek in Box im Hähnchenstall zeigt außerdem die Zusammensetzung des Futters sowie die Tränken. Die zweite Kiek in Box im Schweinestall wurde nochmal weiterentwickelt. Die Teepkers eröffneten sie 2021. Als Besucher*in steht man in einer Art  Schweinebucht mit Spaltenboden, Futterautomat, Tränke und Ferkelschutzkorb. Interessierte können sich alles genau angucken und einen Blick in den Schweinestall werfen. Beide Kiek in Boxen zeigen einen kleinen Film über die Tierhaltung. EinSichten-Plakate und EinSichten-Flyer runden das Konzept ab und ermöglichen es Besucher*innen, sich noch detaillierter mit der Tierhaltung zu beschäftigen. Die Teepkers sind zudem sehr aktiv in der Forschung. In einem Forschungsprojekt arbeiten sie zusammen mit der FH Osnabrück und einem Startup-Unternehmen aus Berlin und entwickeln eine Anwendung, die es ermöglichen soll, jedes einzelne Tier im Stall dauerhaft mithilfe von Kameras zu tracken. Ziel des Projektes ist es, Aussagen über die Bewegungsaktivität einzelner Tiere und der gesamten Herde sowie die Gewichtsentwicklung zu treffen, um mögliche  aufkommende Probleme in der Haltung der Tiere frühestmöglich zu erkennen und diesen entgegenzuwirken. In einem zweiten Projekt mit dem Friedrich-Loeffler-Institut wird untersucht, wie die erhöhten Ebenen in der Hähnchenmast am besten ausgestaltet sein müssen, um  Emissionen zu senken und gleichzeitig das Tierwohl zu steigern.

In einigen Ställen haben die Teepkers außerdem jeweils 34 Kameras installiert, sodass jeder einzelne Quadratmeter Stallfäche überwacht werden kann. Die Technik analysiert sowohl am Tag als auch nachts die Verteilung der Hähnchen im Stall. Wenn die Tiere bestimmte Flächen meiden oder sich vermehrt an die Außenwände des Stalls legen, weiß Stefan Teepker, dass er bestimmte Zuluftklappen schließen muss oder die Temperatur im Stall ein halbes Grad herunterregulieren kann. Dadurch kann er das Stallklima optimal an die Bedürfnisse der Hähnchen anpassen. Stefan Teepker legt großen Wert auf die Zusammenarbeit mit der Forschung. Denn nur so ist es seiner Meinung nach möglich, die Akzeptanz der Verbraucher*innen für die Tierhaltung beizubehalten. Es ist ihm wichtig, innovativ zu bleiben und die Tierhaltung weiterzuentwickeln, um auch in Zukunft den Anforderungen an das Tierwohl und den Anforderungen der Verbraucher*innen zu begegnen und kostendeckend zu wirtschaften.


«Man gewöhnt sich an die Wärme und die Luftfeuchtigkeit im Stall. Überall anders ist mir fast zu kalt.»

Stefan Teepker


Fotos © Timo Jaworr/ i.m.a e.V.