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Bioland Hof Sonnenschein - Schweineglück in Ostfriesland

Schweineglück in Ostfriesland

Nadja und Hermann Poppen sind ein tolles Team. Jederzeit können sie sich aufeinander verlassen und sind sich der gegenseitigen Unterstützung sicher.

Fotograf: Timo Jaworr

«Wir verdienen mit unseren Produkten mehr Geld als konventionelle Betriebe, aber wir haben auch höhere Kosten. Das Futter ist teurer, Einstreu ist teurer und wir haben höhere Lohnkosten, da diese Haltungsform arbeitsintensiver ist.»

Hermann Poppen

Im Herzen Ostfrieslands liegt in Aurich der familiengeführte Betrieb der Familie Poppen. Seit vier Generationen züchtet Familie Poppen Schweine und hält Legehennen – seit 2019 auch in Bioqualität.

H ermann Poppen übernahm den Betrieb 2018 von seinem Vater. Nach einem einjährigen Umbau des Hofes und der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft vermarkten die Poppens einen Teil direkt ab Hof und einen Teil über den Anbauverband Bioland. Nadja Poppen arbeitete eigentlich als Sozialarbeiterin im Jugendamt, musste aber den Hof nach einem Arbeitsunfall von Hermann übernehmen und stellvertretend führen. Gemeinsam mit vier Mitarbeiter*innen, von denen zwei eine Behinderung haben und fest auf dem Hof angestellt sind, meistern die Poppens die drei Standbeine Schweinehaltung, Legehennenhaltung im
Mobilstall und den Ackerbau.

Familie Poppen hat 2018 erst die Flächen und 2019 die Haltung der Sauen auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Jetzt halten die Poppens nicht mehr nur das „klassische Mastschwein“ sondern auch fünf vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen wie das Leicoma-Schwein, das Schweizer Edelschwein, das Angler Sattelschwein, das deutsche Sattelschwein und das Schwedische Linderöd-Schwein. 140 Sauen leben auf dem Hof der Poppens. Sie werden teilweise künstlich, teilweise mit Natursprung (also durch einen Eber) besamt. Jede Sau wirft zweimal und gebärt ungefähr 21 Ferkel pro Jahr. Auf dem Hof wird das freie Abferkeln praktiziert, das heißt, dass die Sau zu keinem Zeitpunkt fixiert wird. Sie kann sich frei in der Bucht bewegen. An den Rändern der Bucht haben die Poppens einen Ferkelschutz und ein Ferkelnest mit Fußbodenheizung
angebracht, in welchem 35 °C für die kleinsten Ferkel herrschen. Die Ferkel werden sechs Wochen lang gesäugt. Da das Futter in Biobetrieben weniger Proteine enthält, ist es manchmal schwierig, alle Ferkel satt zu kriegen. Familie Poppen reagiert auf dieses Problem, indem sie mehrere Sauen zusammenstallt. So entstehen kleine Rotten und die Ferkel praktizieren Gruppensaugen. Sie können auch bei den anderen Sauen oder bei Ammen säugen und sind so optimal versorgt.

Fakten zum Betrieb

26607 Aurich, Niedersachsen

  • 140 Sauen
  • 225 Legehennen
  • 90 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • Anbauverband Bioland
  • Direktvermarktung

www.hof-sonnenschein.de

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« Wir verdienen mit unseren Produkten mehr Geld als konventionelle Betriebe, aber wir haben auch höhere Kosten. Das Futter ist teurer, Einstreu ist teurer und wir haben höhere Lohnkosten, da
diese Haltungsform arbeitsintensiver ist.»

Hermann Poppen

Wenn die Ferkel 25–30 kg wiegen, geht der Großteil der Ferkel vom Hof. Da die Familie nur 100 Mastplätze hat, bleiben 100 Ferkel auf dem Hof.  Diese werden in Gruppen zusammengestallt. Nadja und Hermann stallen Schweine zusammen, die unterschiedlich alt sind, da so die älteren Tiere automatisch ranghöher sind und Rangkämpfe minimiert werden.

Das Futter erzeugt die Familie zu 60 % selbst. Sie verfüttern keine Soja und verwenden stattdessen heimische Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen. Das Futter, welches die Poppens zukaufen, ist auch bio-zertifiziert und wurde in Deutschland (oder Südtirol) produziert. Insgesamt  bewirtschaften die Poppens 90 ha landwirtschaftliche Nutzfläche plus sechs Hektar Grünland. Auf den Ackerflächen bauen sie Getreide, Rhabarber, Kartoffeln, Mais und Leguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen, Kleegras und Luzerne an. Das Fleisch der Schweine wird über die Edeka Bio-Eigenmarke vermarktet.


Neben den Schweinen halten die Poppens auch 225 Legehennen im Mobilstall. Die Eier vermarkten sie direkt über den Hofladen, in dem man auch Fleisch, Kartoffeln, Rhabarber und Produkte anderer, benachbarter Landwirt*innen kaufen kann.

Der Star des Hofes ist Graf Bobby von Sonnenschein. Dieser hat sich zweimal vor dem Schlachthof gerettet und sich so einen festen Platz auf dem Hof erkämpft. Bobby hat einen eigenen Instagram-Account, eine eigene Weide und Patenschaften zur finanziellen Unterstützung. Regelmäßig schreibt Nadja Poppen aus Bobbys Sicht, was auf dem Hof passiert und warum. So leisten die Poppens Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit aus Sicht des Tieres. Bobby ist auch weltberühmt – SAT 1, die London Times und eine japanische Schülerzeitung haben bereits über ihn berichtet. Was als kleiner Spaß in der Corona-Zeit begann, hat sich als gute Werbung für den Hof entwickelt und Bobby ein exklusives Leben auf dem Hof ermöglicht.


Regelmäßig führen die Poppens auch interessierte Besuchergruppen oder Schulklassen über den Hof und zeigen, wie sie ihre Schweine und Hühner halten. Auch Schülerpraktikant*innen fassen jedes Jahr auf dem Hof mit an und erhalten so Einblicke in die Landwirtschaft und die Tierhaltung.


«Wir müssen als Biobetrieb auch wie jeder andere Betrieb wirtschaftlich denken.»

Nadja Poppen


Fotos © Timo Jaworr/ i.m.a e.V.