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Hof Eselsmühle - Tierhaltung trifft Leidenschaft

Tierhaltung trifft Leidenschaft

Wenn Felix Hoffarth über seinen Betrieb erzählt, kann man seine  Leidenschaft für den Beruf und die Tiere spüren.

Fotograf: Timo Jaworr

«Ich achte bei der Zucht meiner Angus-Rinder besonders auf das Interieur. Die Tiere müssen vor allem ruhig und gelassen sein, damit ein entspanntes Handling möglich ist.»

Felix Hoffarth

Der Hof Eselsmühle liegt in Lohra, einer Gemeinde im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf, direkt am Mühlbach der Salzböde. Der Hof ist seit über 100 Jahren in Familienhand. Bis 1991 hielten die Hoffarths noch Zuchtsauen und Mastschweine. Heute ist der Betrieb ein moderner  Biobetrieb mit Angus- Rinderzucht, Putenhaltung sowie Pferdehaltung und Zucht von Welsh Cobs.

Felix Hoffarth, der den Betrieb 2019 von seinen Eltern Claudia und Dieter Hoffarth übernahm, studierte Agrarwissenschaften in Gießen und im Masterstudiengang ökologische Landwirtschaft in Kassel. Seine beiden Geschwister Malte und Nele helfen nebenbei auf dem Hof. Bruder Malte, Chemiker, hilft meist im technischen Bereich oder bei der Ernte aus. Schwester Nele ist Physiotherapeutin und unterstützt auf dem Hof bei der Pferdehaltung und Ausbildung der eigenen Pferde.

Der Hof Eselsmühle ist sehr vielfältig aufgestellt. Die Hoffarths halten Puten, Rinder und Pferde und betreiben Ackerbau mit Leidenschaft. Da der Hof Eselsmühle ein Biobetrieb ist, ist auch die Fruchtfolge sehr  vielseitig. So bauen die Hoffarths zweijähriges Kleegras, Weizen, Dinkel, Ackerbohne, Hafer, Triticale, Erbsen und diverse Zwischenfrüchte an. Die Produkte verkauft Felix an die Marktgesellschaft von Naturland, ihren Anbauverband und Händler. Insgesamt bewirtschaftet Felix Hoffarth knapp über 300 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, wovon rund 105 Hektar Grünland sind. Auch fünf Hektar Wald besitzt die Familie und beheizt mit einer Holzheizung und dem eigenen Holz beispielsweise das Wohnhaus. Außerdem nutzt die Familie die Wasserkraft des Mühlbachs, um Strom zu erzeugen – und das schon seit 30 Jahren. 2004 wurden auf den Dächern des Hofes Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von  insgesamt 110 kW installiert. Zusätzlich ist eine Solarthermie-Anlage für die Warmwasserproduktion des Wohnhauses in Gebrauch.

Um eine gute Kreislaufwirtschaft zu betreiben, hat Felix mehrere  Kooperationen. Für den Ackerbau hat er eine Futter-Mist-Kooperation mit einem Bio-Legehennenbetrieb aus der Region. Er verkauft 250 t Futter im Jahr an diesen Hof und erhält im Gegenzug 250 t Hühnerdung, den er auf den Feldern als Dünger ausbringt. Außerdem werden 1.000 t   Bioabfall-Kompost im Jahr aus Marburg auf die Flächen als Dünger ausgebracht.

Felix Hoffarth hält insgesamt 125 Angus-Rinder in rot und schwarz. 45 Mutterkühe sowie die eigene Nachzucht und drei Bullen bilden die Herden. Die Kühe werden ab Februar über den Natursprung durch den Bullen belegt. Im Herbst holt Felix die Rinder in den Stall, da ab November bis Dezember die Kälber geboren werden. Das Konzept ist gut durchdacht, denn so hat Felix viel Zeit, die Rinder zu versorgen. Im  Winter ruht der Ackerbau und die Puten sind vermarktet und nicht mehr auf dem Hof. So sind die Arbeitsspitzen clever über das Jahr verteilt. Ab März/April dürfen die Angus-Rinder wieder auf die Weide, nachdem der Klauenpfleger einmal alle Tiere durchgeschaut hat. Mit neun bis zehn Monaten werden die Kälber sanft abgesetzt. Dafür werden sie räumlich von den Müttern getrennt, können sich aber weiterhin sehen. So suchen die Kühe nicht nach den Kälbern und das reduziert Stress für die Tiere.  Wenn die Weide abgegrast ist, treibt Felix die Rinder auf eine neue Fläche. Anschließend mulcht (mäht) er die alte Fläche, damit die Weide wieder gleichmäßig nachwächst und sich Beikräuter wie Brennnessel und Distel nicht weiter ausbreiten. Die Hoffarths füttern ihre Rinder kraftfutterfrei. Im Sommer grasen die Rinder auf den Weiden, im Winter füttert Felix den Tieren Heu und Silage. Die Rinder, die Felix für die Zucht nutzt, sind sorgsam ausgewählt. So ist ein ruhiges Wesen neben dem Exterieur, also den äußerlichen Zuchtmerkmalen, für ihn entscheidend. Denn nur so ist es ihm möglich, die Weiden bedenkenlos zu betreten. Besonders der Bulle muss entspannt sein, damit ein gutes Handling der Tiere ohne Gefahren für Felix möglich ist. Für ihre Angus-Zucht wurde die Familie Hoffarth bereits mehrfach ausgezeichnet.

Fakten zum Betrieb

35102 Lohra, Hessen

  • 125 Angus-Rinder
  • 150 Puten
  • 305 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • Anbauverband Naturland
  • Welsh-Cob-Pferdezucht
  • Direktvermarktung ab Hof

www.hof-eselsmuehle.de

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« Durch die gemischte Beweidung von Rind und Kuh kann ich den Pferden eine große Fläche bieten. Außerdem sind die Rinder weniger wählerisch in der Futterwahl als Pferde, sodass sie sich in der Beweidung gut ergänzen.»

Felix Hoffarth

Familie Hoffarth hat 2011 in einen neuen Aktiv-Pferdestall investiert, bei dem die Pferde eine große eingestreute Liegefläche im Stall sowie einen großen Auslauf zur Verfügung haben. Dieser besteht aus gepflasterten Flächen sowie sandigen Böden, was eine ideale Kombination für die Pferde ist. Die Raufutter-Fütterung der Pferde erfolgt individuell über einen Transponder, den die Pferde tragen. Felix kann die Futtermenge je nach Leistung und Bedarf der Tiere festlegen und die Pferde können die Ration dann über den Tag verteilt in der Futter-Abrufstation fressen. Diese ist mit einer Art Schranke gesichert, sodass auch rangniedrige Pferde in Ruhe fressen können. Im Pferdestall sind 15 Pensionspferde sowie fünf eigene Tiere untergebracht. Mit den vier Zuchtstuten züchtet Claudia Hoffarth Welsh Cobs, für die der Betrieb ebenfalls schon hoch ausgezeichnet wurde. Im Sommer werden die Pferde zu den Rindern auf die Weide gestellt. Das ist praktisch, weil die Tiere sich im  Abgraseverhalten gut ergänzen. Pferde sind wählerischer als Rinder und würden nicht alles abfressen. Außerdem kann Felix Hoffarth den Pferden so insgesamt größere Weideflächen zur Verfügung stellen, damit diese viel Platz für Bewegung haben.

Um die Gebäude optimal im Sommer zu nutzen, stiegen Claudia und Dieter Hoffarth in die Putenmast ein. Seit 20 Jahren halten die Hoffarths nun Puten. Jedes Jahr im Mai kommen circa 150 ungefähr sieben Wochen alte Puten auf den Hof. Die Hoffarths mästen sie sechs Monate, bis sie im Oktober geschlachtet werden. Jedem Tier bietet Felix Hoffarth zusätzlich zur Stallfläche mindestens 10 m² Auslauf auf der Weide. Die Puten erhalten Futter in Pelletform, welches Felix in der Endmast mit eigenem Hafer und Weizen ergänzt. Ab Mitte Juni werden die Hennen wegen der einsetzenden Geschlechtsreife von den Hähnen getrennt und separat gemästet. Zu den täglichen Aufgaben von Felix gehören die Tierkontrolle, die mindestens zweimal pro Tag erfolgt, sowie die Reinigung der Tränken, die Fütterung und das Einstreuen bzw. Nachstreuen von Stroh im Stall. Sollte es mal eine kranke Pute geben, separiert Felix Hoffarth das Tier von den anderen. So kann es sich in einer Krankenbucht erholen, bis es wieder zurück in die Gruppe kann. Sowohl das Putenfleisch als auch das Rindfleisch vermarktet die Familie direkt ab Hof. Felix fährt die Tiere zum 25 km entfernten Schlachthof und ist während der Schlachtung anwesend. Die Rinder kommen als Viertel wieder auf den Hof und werden anschließend nach dem Abhängen auf dem Hof zerlegt. Die Angus-Rinder verkaufen die Hoffarths in einem Gemischt-Paket von 15 kg. Die Puten bieten sie Verbraucher*innen als ganze oder halbe Puten an oder vermarkten sie als Gourmet-Paket. Durch die Direktvermarktung ab Hof haben die Hoffarths den direkten Kontakt zu den Verbraucher*innen und können die Preise selbst bestimmen. Felix Hoffarth ist in der Branche bekannt, denn er gewann als Landwirt des Jahres 2020 den Ceres Award. Der Familie und besonders Felix ist es sehr wichtig, öffentlich zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert. Die Weideflächen grenzen direkt an  Fahrradwege, sodass Besucher*innen, Fahrradfahrer* innen und Fußgänger*innen die Tiere jederzeit beobachten können. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen auf dem Hof der Familie statt. Im Oktober veranstalteten die Hoffarths einen Bauernhoftag mit Erntedank-Gottesdienst in der Reithalle.


«Ich schätze am Landwirt sein vor allem das Arbeiten mit und in der Natur.»

Felix Hoffarth


Fotos © Timo Jaworr/ i.m.a e.V.